Warum ist Mission Hills gerade hier entstanden und nicht beispielsweise bei Peking oder Shanghai?
Mein Vater hat damals schon relativ früh erkannt, dass durch die Rückgabe der Kronkolonie Honkong an China, verbunden mit der Freihandelszone Shenzen, sich diese Region besonders schnell entwickeln wird. Vor 20 Jahren war Shenzen noch eine der ärmsten Großstädte Chinas. Heute gehört sie zu den zehn reichsten Städten des Landes und entwickelt sich ständig weiter. Allein im Einzugsgebiet von 1 1/2 Fahrstunden leben 130 Mio. Menschen.
Nun passt ja Golf, ein Sport der Kapitalisten, nicht unbedingt zum kommunistischen China. Gab es da anfänglich keine Probleme?
Doch, zu Beginn hat man uns mit der Vision, hier das weltgrößte Golfresort bauen zu wollen, belächelt und viele sogar davor gewarnt. Dann haben wir das Land, das bergig war und für das niemand eine richtige Verwendung hatte, von der Regierung geschenkt bekommen. Im Gegenzug wurden alle Investitionen – bis zum heutigen Tag – ausschließlich von meiner Familie getätigt. Zwischenzeitlich boomt der Golfsport in China und die Entwicklung gab uns im Nachhinein recht.
Wie muss man sich diesen Boom vorstellen?
Als wir angefangen haben, gab es in China gerade mal 50.000 Golfer. Heute, 15 Jahre später, gibt es bereits 3 Mio. Golfspieler. Die jährliche Zuwachsrate beträgt über 50 Prozent. Hochrechnungen besagen, dass es bis zum Jahr 2020 über 20 Mio. Golfer in China geben wird, mehr als in den USA.
Wie lang hat es gedauert, bis die erste Phase fertiggestellt war?
Nicht so lange. Sie können dieses Land nicht mit Europa oder Amerika vergleichen. Ich denke, ich kann dies beurteilen, denn ich habe in diesen Kontinenten studiert, gelebt und gearbeitet. Als wir mit dem Bau der ersten Plätze begonnen haben, arbeiteten hier 20.000 Menschen bei Tag und 10.000 bei Nacht. Als Olazabal beispielsweise einmal mit seinem Lear-Jet vorbei kam um die fortschreitenden Bauarbeiten des von ihm entworfenen Courses zu begutachten, war er völlig überrascht, das der gesamte Platz bereits fertig war;- und zwar längst vor dem geplanten Termin.
Warum gibt es eigentlich nur weibliche Caddies in Mission Hills?
Wir denken, dass weibliche Caddies geduldiger, nachsichtiger und natürlich auch anmutiger sind als männliche Caddies, die auf manche Spieler oft hemmend wirken. Viele unserer Gäste schätzen sehr die Kenntnisse und Fähigkeiten dieser Caddies. Außerdem sind unsere rotgekleideten, jungen Damen zwischenzeitlich zu einem Markenzeichen von Mission Hills geworden.
Was darf man in Zukunft von Mission Hills erwarten?
Wir werden unsere Qualität und unseren Service noch weiter verbessern und versuchen weitere, internationale Großereignisse nach Mission Hills zu bringen. Wir sind außerdem Ausbildungsstätte für viele Jugendliche aus ganz China, die bei uns leben, studieren und sich hauptsächlich auf Golf konzentrieren. Da es für die Jugendlichen noch nicht genügend Golfturniere in China gibt, schicken wir die Talentiertesten in die ganze Welt, damit sie sich weiterbilden und internationale Turniererfahrung sammeln können. Meine Familie hat außerdem ein weiteres Golfresort gegründet, welches sich zirka 2 Flugstunden von Hongkong entfernt auf einer großen Insel im chinesischen Meer befindet und noch größer als Mission Hills werden wird. Obwohl wir schon Ende des Jahres die ersten fünf Plätze eröffnen werden, ist es jetzt noch zu früh darüber zu berichten. Kommen Sie einfach nächstes Jahr wieder und machen Sie sich selbst ein Bild von diesem Resort.
Wieland Wagner